Geschichte der Gemeinde
St. Alban
Kirchhausen war bis 1806 Deutschordensgemeinde, worin der Grund liegt, dass der Ort katholisch geprägt ist. Die erste Erwähnung von Kirchhausen geht auf den „CODEX LAURESHAMENSIS“ (Handschrift des Klosters Lorsch) im Jahre 843 zurück. Dort wird ein „Widegavenhusa“ im Gartachgau erwähnt. Es fehlt jedoch der Beleg, dass dieser Ort mit dem jetzigen Kirchhausen identisch ist.
Erst 926 (nach dem Ungarnsturm) taucht in Büchern des Klosters Weißenburg im Elsass der Ortsname „Kirchhusen“ zum ersten Mal auf. Es wird hier von verwüsteten Huben (Bauernhöfe) berichtet, die von den Ungarn miedergebrannt wurden. Hierbei wird auch ein Kirchengebäude erwähnt, von dem man allerdings nicht weiß, wie lange es schon bestanden hat. Nach der Verwüstung fiel Kirchhausen an die Grafen von Calw, um dann nach einer sehr wechselvollen Geschichte 1433 de facto in den Besitz des Deutschenordens überzugehen. 1486 verzichteten die Lehensherren Eberhard und Wilhelm von Neipperg zu Gunsten des Bruders, des Deutschmeisters Reinhard von Neipperg, auf ihre Rechte in Kirchhausen, so dass unser Dorf auch de iure (= rechtlich betrachtet) in den Ordensbesitz überging.
Aus der Beschreibung der Pfarreien von 1582/83 folgt, dass die Pfarrei Kirchhausen zu dieser Zeit dem Bistum Worms (bis 1817) angehörte und schon über 400 Jahre alt war.
Nach dem Wormser Synodalbuch hatte auch die frühere Kirche, welche 1468 erbaut worden war und 1841 abgebrochen wurde, den Heiligen Alban zum Patron. Von ihr steht noch der Turm auf der Westseite der jetzigen Kirche, drei Stockwerke hoch, mit spitzem Schieferdach. Das 2. Und 3. Stockwerk hat spätgotische im Kielbogen geschlossene Schallöffnungen und unter dem Dachgesims die Jahreszahl 1579. Die Spitzbogentür am Turm war der Eingang zu der alten, nach Osten gerichteten Kirche.
Die Nachfolgerin der Deutschordenskirche von 1468 ist die jetzige Kirche. Sie wurde nach dem Entwurf von Kreisbaumeister Abel in Ludwigsburg von 1841 bis 1844, unter der Leitung von Pfarrer Karl Warnek, im Finanzkammerstil erbaut und ist mit ihrer Längsachse südnördlich gestellt. Den Zugang von der Straße zu den drei nebeneinander liegenden rundbogigen Türen bildet eine breite Freitreppe. Kirchhausen hatte zu dieser Zeit 1209 katholische und 28 evangelische Christen. Am 1. November 1844 wurde die neue Kirche geweiht und schon 1853 eine neue Kanzel eingebaut, da die vorhandene ungünstig angebracht war.
In den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts kam eine neuromanische Ausstattung von Benz in Schwäbisch Gmünd in die Kirche. Unter der Leitung von Pfarrer Anton Bühler erfuhr der Kirchenraum 1930/31 eine Ausmalung von Kunstmaler August Blepp (Verklärung auf Tabor, Deckengemälde). 1952/53 wurden bei einer Renovation die hochragenden, neuromanischen Holzaltäre beseitigt.
Im Jahre 1966 schlug der Kunstsachverständige der Diözese Rottenburg-Stuttgart eine gründliche Renovierung der Kirche innen und außen vor. 1972 frischte man in einer kleinen Renovation das Kircheninnere auf und baute die beiden von Josef de Ponte entworfenen Chorfenster ein. 1978 wurde eine grundlegende Renovierung der Kirche in Angriff genommen, welche 1981 abgeschlossen war. Am 1. November 1981 nahm Weihbischof Franz Josef Kuhnle die Altarweihe vor. Die Renovationen von 1972 bis 1981 fanden unter der Leitung von Pfarrer Richard Fischer statt.
Heute hat Kirchhausen ca. 3600 Einwohner, davon etwa 2100 Katholiken und ungefähr 1100 evangelische Christen. (Stand 199
Die Sebastiansbruderschaften wurden meistens ums Jahr 1614 in der Pestzeit gegründet. Die Bruderschaft ist eine Gebetsgemeinschaft, die den religiösen Sinn und das kirchliche Leben gewaltig gefördert und herrliche Früchte der Nächstenliebe gezeitigt haben. Sie haben das Gemeinschaftsgefühl geweckt und Zucht und gute Sitte verbreitet.
Auch in Kirchhausen wurde 1741 eine Sebastians- bruderschaft gegründet, und zwar zur Abwendung der Pest und anderer Krankheiten. Die Bruderschaft wurde von Sr. Päpstlichen Heiligkeit Clemens XII mit Ablässen versehen und mit hoher bischöflicher Erlaubnis errichtet. Eine Kopie der Urkunde der Erlaubnis des Bischofs von Worms, vom 25.1.1736, liegt vor. Die Bruderschaft gab im Jahr 1894 das erste Andachtsbüchlein heraus (schwarzer Umschlag), in dem der Zweck der Bruderschaft, die Satzung sowie die Sebastiansandacht mit dem Sebastianslied, das 14 Strophen hat, festgehalten sind.
Zweck der Bruderschaft war es, die Ehre Gottes, des Allmächtigen, und das eigene Seelenheil zu befördern; das Lob und den Ruhm des hl. Ritters und Martyrers Sebastianus als besonderen Schutzpatron des hiesigen Ortes zu vergrößern; die Andacht unter dem christlichen Volke zu vermehren, besonders durch die Fürbitte des hl. Sebastianus die Pest und andere gefährliche Krankheiten von uns und unserem lieben Vaterland abzuwenden.
In der Bruderschaftssatzung ist u.a. geregelt, „Alle Tage soll jedes Mitglied zu Ehren der allerheiligsten Dreifaltigkeit und des hl. Patrons Sebastianus 3 Vaterunser, 3 Ave Maria und den katholischen Glauben andächtig beten für alle Lebendigen und Abgestorbenen aus der Bruderschaft und für das Gedeihen der ganzen Katholischen Christenheit. Ferner sollen die Mitglieder bei Prozessionen und abgehaltenen öffentlichen Andachten fleißig beiwohnen.
Unsere Pfarrkirche hatte früher neben dem hl. Albanus noch den hl. Leonhard und den hl. Sebastian als Schutzpatron, deren Feste alljährlich hochfestlich begangen wurden. Am Hochfest des hl. Sebastian (20. Januar) war Beichte und Generalkommunion der Männer.
Am Nachmittag die Sebastiansandacht mit Reliquienverehrung, wobei auch das Sebastianslied mit großer Begeisterung gesungen wurde. In einem Zeitungsartikel des Jahres 1928, der über das Sebastiansfest berichtet, ist zu lesen, dass „wieder ein hoher Sakramentsempfang stattfand, es wurden 365 Kommunionen ausgeteilt. Die Festpredigt hielt hierzu Hochwürden Pater Braig, der Kirchenchor sang hierzu die Festmesse in gewohnter Weise“.
In unserer Kirche befindet sich auf der rechten Seite der Sebatiansaltar, der früher mit einem Sebastiansbild versehen war, das bei einer Renovierung der Pfarrkirche entfernt wurde. Das Bild wurde restauriert und ist nach wie vor im Besitz der Kirchengemeinde. Die heute am Sebastiansaltar aufgestellt Sebastiansfigur stammt von einem Privathaus aus Kirchhausen. Auch die Sebastiansmonstranz mit der Sebastiansreliquie ist im Tabernakel dieses Altars zu sehen.
Wer war Sebastian: Der hl. Sebastian stammte aus einem adeligen tiefreligiösen Geschlecht aus Südfrankreich, ging in jungen Jahren in die römischen Kriegsdienste. Durch Tapferkeit und Treue erwarb er sich die Gunst des Kaisers und war kaiserlicher Elitesoldat. Da er Christ war, sollte er getötet werden. Die Pfeile schossen ihn jedoch nur bewusstlos. Eine Christin fand ihn und pflegte ihn wieder gesund. Nach seiner Genesung ging er zum Kaiser und machte ihm Vorwürfe, dass er sich als Kaiser und als Gott verehren lasse. Wieder wurde Sebastian zum Tod verurteilt, und diesmal waren die Pfeile tödlich. Er starb am 20.1.288.
Sebastian wurde in vielen Ländern zum Patron zahlreicher Bruderschaften, zur Pflege und Bestattung Pestkranker sowie bei Epidemien von Mensch und Tier im Gebet angerufen. Er ist auch Patron der Soldaten, der Jäger der Feuerwehrleute sowie von vielen Schützenbruderschaften.
Die Rechnungsbücher der Bruderschaft Kirchhausen über Einnahmen und Ausgaben ab dem Jahr 1743 bis zum Jahr 1832 sind beim Stadtarchiv noch vorhanden. Die ersten Rechnungsführer, sogenannte Bruderschaftspfleger, waren Peter Meßner und Augustin Pfohr.
Werner Dietz