Männertreff zu Besuch im Kloster Bad Wimpfen

Am 31. Juli 2018 kamen wir wieder zu unserem monatlichen Treffen zusammen. Von Jürgen Göttler organisiert, besichtigten wir die Stiftskirche St. Peter in Bad Wimpfen, die als eines der bedeutendsten Bauwerke der frühen Gotik in Deutschland gilt.
Für uns alle war es eine Wohltat, als wir von der enormen Mittagshitze in das Innere der kühlen Kirche treten konnten.
Die Führung durch Kirche und Kloster wurde von Herrn Blüm, der im Kloster Bad Wimpfen beschäftigt ist, geleitet. Wenn wir auch alle dieses Kloster von Jugend auf kennen, so konnte uns Herr Blüm mit seinem enormen Wissen vieles berichten, das uns größtenteils unbekannt war.

Dass die Stiftskirche ein Kloster war, trifft nur für die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg (1947 – 2006) zu, als die Benediktiner-Mönche aus dem niederschlesischen Kloster Grüssau hier einzogen. Vermutlich stand schon im 7. Jahrhundert an dieser Stelle eine Kirche, auf den Resten eines Römerkastells erbaut. Die Wandlung in ein Ritterstift datiert in die Zeit des Bischofs Hanno von Worms im 10. Jahrhundert. Die Kirche wurde nun im Romanischen Stil ausgebaut. Der Eingang mit den beiden Westtürmen stammt noch aus dieser Zeit.
Im 13. Jahrhundert wurde die inzwischen stark verfallene Kirche im neuen Stil der Gotik umgebaut. Es wird vermutet, dass es sich hier bei dem nicht namentlich genannten Baumeister um Erwin von Steinbach, dem Erbauer des Straßburger Münsters, handelt. Der Neubau wurde in mehreren Abschnitten durchgeführt. Als der Chor, wie wir ihn heute kennen, fertiggestellt war, fehlten die finanziellen Mittel, um ein neues Mittelschiff, wie es ursprünglich geplant war, zu bauen. Der Achsenknick zwischen Chor und Langhaus ist hierin begründet. Erst im 15. Jahrhundert wurde die gewölbte Decke über dem Kirchenschiff vollendet. Bei genauen Hinschauen kann man erkennen, dass die rechte Seite des Kirchenschiffes kürzer als die linke Seite ist. Dadurch bedingt war es eine große Herausforderung für die damaligen Bauleute die Säulen und das Kreuzgewölbe so auszurichten, dass ein harmonischer Übergang zum ‚geknickten‘ Chor geschaffen wurde.
Die übrigen Bauabschnitte, wie Kreuzgang, Seitenkapellen und Wohngebäude, wurden hauptsächlich in der Zeit zwischen 1300 und 1500 errichtet.

Bei unserer Besichtigung hat uns Herr Blüm auf viele Besonderheiten der Kirchenausstattung hingewiesen und diese erklärt. Sehr beeindruckend ist der gewaltige Hochaltar aus dem 13. Jahrhundert mit dem Holzkreuz aus dem 15. Jahrhundert.
Die Glasfenster im Chor sind originalgetreue Nachbildungen der ursprünglichen Fenster. Vielen Szenen zeigen hier das Leben Jesu und waren gleichsam eine Bibel für das einfache Volk, das früher kaum lesen konnte. Die Originale dieser Fenster befinden sich jetzt allerdings im Großherzoglichen Museum in Darmstadt.
Das Chorgestühl stammt aus dem 13. Jahrhundert. Es ist teils mit originellen Figuren geschmückt, wie der kleine Rabe, der dem Mönch früher in das Gebetsbuch schaute.
Eine der lebensgroßen Figuren, die sich an der Wand rund um den Altar im Chor befinden, stellt den Hl. Franziskus von Assisi dar. Diese Figur wurde bereits drei Jahrzehnte nach dessen Tod (1226) geschaffen und ist die älteste steinerne Darstellung dieses Heiligen nördlich der Alpen. Es zeigt, wie geschätzt dieser Mönch schon zu Lebzeiten war.
Die Orgel (1903) ist ein Werk des Heilbronner Orgelbauers Carl Schäfer. Inzwischen wurde die Technik vollständig überholt.
In der rechten Seitenkapelle befindet sich aus dem Jahr 1504 eine Skulptur der Hl. Mutter Anna, zu der seit Jahrhunderten eine Wallfahrt am Annatag stattfindet.
In Künstlerkreisen wird auch die steinerne Figur eines Engels, der gleichsam lächelnd eine Posaune hält, sehr gelobt.

Nachdem uns Herr Blüm viele Einzelheiten der Kirche erklärt hatte, führte er uns in den Kreuzgang. Dieser ist im gotischen Stil dreiflügelig gebaut. Anstelle des vierten Flügels stellt die Kirchenwand die Begrenzung dar. Der Ostflügel aus dem 13. Jahrhundert ist außergewöhnlich breit und ist europaweit der breiteste Kreuzgang eines Klosters. Er war vermutlich als Begräbnisstätte für die Stiftsherren vorgesehen. Entlang der Wände des Kreuzgangs befinden sich zahlreiche historische Grabplatten von Stiftsherren. Ebenfalls sind im Kreuzgang gotische Wandgemälde erhalten.

Eine breite Treppe, die in den Speisesaal führt, war für uns der ideale Platz ein Foto von unserer Männerrunde zu machen.

Es ist noch zu erwähnen, dass Kirche und Kloster vom Malteserorden übernommen wurden. Die ehemaligen Wohngebäude des Klosters wurden modernisiert. Hier in diesen Räumen finden regelmäßig Veranstaltungen, wie Einkehrtage, Konzerte usw. statt.

Herr Blüm hat uns eine interessante Führung geboten. Wir erfuhren vieles über das Ritterstift und die Zeit, in der es entstand. Mit Dank und Applaus verabschiedeten wir uns von ihm. Wir selbst beendeten unser Treffen in dem neu gestalteten Speisesaal nach einer gemütlichen Stunde bei Kaffee und Kuchen.

Text und Bilder unten: Bernd Möhler
Bild oben: Wikipedia