1. Station (Hanne Backes)

Jesus wird zum Tode verurteilt

11 Jesus wurde zu dem römischen Statthalter Pilatus gebracht. Der fragte ihn: „Bist du der König der Juden?” Jesus antwortete: „Ja!” 12 Als nun die Hohepriester und die führenden Männer des Volkes alle möglichen Anklagen gegen ihn vorbrachten, schwieg Jesus. 13 „Hörst du denn nicht, wie schwer sie dich beschuldigen?”, fragte Pilatus. 14 Aber Jesus erwiderte kein Wort. Darüber wunderte sich Pilatus sehr.

15 Der Statthalter hatte die Gewohnheit, jedes Jahr zum Paschafest einen Gefangenen zu begnadigen, den sich das Volk selbst auswählen durfte. 16 In diesem Jahr saß ein berüchtigter Gewaltverbrecher im Gefängnis. Er hieß Barabbas. 17 Als sich am Morgen die Menschenmenge vor dem Haus des Pilatus versammelt hatte, fragte er sie: „Wen soll ich diesmal begnadigen? Barabbas oder Jesus, euren Messias?” 18 Denn Pilatus wusste genau, dass die führenden Männer des jüdischen Volkes das Verfahren gegen Jesus nur aus Neid angezettelt hatten.

19 Während Pilatus die Gerichtsverhandlung leitete, schickte ihm seine Frau eine Nachricht: „Unternimm nichts gegen diesen Mann! Er ist unschuldig! Ich habe seinetwegen in der letzten Nacht einen furchtbaren Traum gehabt.” 20 Inzwischen aber hatten die Hohepriester und die führenden Manner des Volkes die Menge aufgewiegelt. Sie sollten von Pilatus verlangen, Barabbas zu begnadigen und Jesus umzubringen. 21 Als der Statthalter nun seine Frage wiederholte: „Wen von den beiden soll ich freilassen?”, schrie die Menge: „Barabbas!” 22 „Und was soll mit Jesus geschehen, eurem Messias?” Da brüllten sie alle: „Ans Kreuz mit ihm!” 23 „Was für ein Verbrechen hat er denn begangen?”, fragte Pilatus. Doch ununterbrochen schrie die Menge: „Ans Kreuz mit ihm!”

24 Als Pilatus sah, dass er so nichts erreichte, und dass der Tumult nur noch größer wurde, ließ er eine Schüssel mit Wasser bringen. Vor aller Augen wusch er sich die Hände und sagte: „Ich bin unschuldig am Tod dieses Menschen. Die Verantwortung dafür tragt ihr!” 25 Die Menge schrie zurück: „Ja, wir tragen die Folgen, wenn er unschuldig ist – wir und unsere Kinder!” 26 Da gab Pilatus ihnen Barabbas frei. Jesus ließ er auspeitschen und zur Kreuzigung abführen.

Matthäus 27, 11-26 (Übersetzung: Albert Kammermayer)

Bildbetrachtung

Pilatus stiehlt sich aus der Verantwortung und lässt andere für sich entscheiden.

Pilatus ist der Richter. Mord, Verrat, Betrug – das sind die Verbrechen, die er verhandelt. Gotteslästerung gehört nicht dazu. Jüdische Glaubenspraxis ist überhaupt nicht sein Fachgebiet. Mehr noch: Er ist dafür nicht zuständig. Gegen seinen Willen muss er sich mit jüdischen Angelegenheiten herumschlagen. Er weist die Verantwortung von sich. Vielleicht lässt sich ihm das nicht einmal verdenken. Noch dazu warnt ihn seine Frau, denn sie hat schlecht geträumt. Sie sieht in düsteren Farben, wie das Geschehen um diesen Angeklagten aus dem Volk der Juden herum weitergehen wird. Auf diesem Grund erscheint die Unschuld des Mannes umso heller.

Weiß. Unschuldig bin ich am Tod dieses Menschen, sagt Pilatus. Weiß. Weiß nicht. Wen soll ich freilassen? Was ist gerecht? Was dient dem Frieden im Volk?

Weiß. Jesus hat nichts verbrochen. Der andere ist schuldig, oder? Weiß. Weiß nicht. Ein weißes Kreuz. Tod ja, aber ohne mein Urteil. Ich wasche von meinen Händen die Verantwortung ab. Wasche sie in Unschuld.

Gebet

Gott, du Mitfühlende, du Barmherziger,
weil wir unsere weißen Flecken nicht mit Verantwortung füllen,
werden es blinde Flecken.
Nur du siehst sie.
Wir wollen hinschauen
und unsere Verantwortung wahrnehmen.
Führe unsere Hände, sie zu tragen.

Amen.

Liedimpuls

Die Ärzte – Deine Schuld

Abschluss

Lassen Sie zum Abschluss ihren Gedanken freien Lauf und legen Sie sie in den Taizé-Gesang “Mein Hoffnung und meine Freude”. Hören Sie ihn sich an, singen Sie ihn alleine oder in Begleitung des Videos.

Meine Hoffnung und meine Freude, / meine Stärke, mein Licht. / Christus meine Zuversicht, / auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht, / auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht.

T: Taizé nach Jesaja 12,2, M+S: Jacques Berthier (1923-1994), Gesang aus Taizé

Quelle und Herausgeber des Kreuzweges: Bischöfliches Hilfswerk Misereor e.V.