Palmsonntag

Zwischen „Hosianna“ und „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“

offene Tore
triumphaler Einzug
auf einer Eselin und einem Fohlen
Kleider und Zweige säumen die Straße
Jubelschreie:
Hosanna dem Sohn Davids!
Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn.
Hosanna in der Höhe!
ganz Jerusalem erbebt
Doch wer ist dieser?

Schnitt.

Neid
Verrat
Geldgier
Ahnung
Mahl der Gemeinschaft
Ich werde dich nie verleugnen!
Garten Getsémani
Traurigkeit und Angst
Bleibt hier und wacht mit mir!
Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach!
drei Mal
Die Stunde ist gekommen!

Schnitt.

das Urteil ist bereits gesprochen
ohne Verhandlung
Verrat – drei Mal
Ans Kreuz mit ihm!
Spott
Schmerz
unerträgliche Last
dabeistehen
beschimpft
verspottet
Tränen
ein lauter Schrei
die Erde bebt
Wahrhaftig, Gottes Sohn war dieser!

Schnitt.

gehüllt in einem Leinentuch
verschlossen in einem Felsengrab
bewacht und versiegelt
bis die Erde bebt

Ein Moment muss nicht lang sein, um ein Beben auszulösen.
Für wen oder was stehe ich ein und gebe „mein letztes Hemd“?

Michael Keicher, Gemeindereferent

Gründonnerstag

Liebe und Gemeinschaft – Tut dies zu meinem Gedächtnis!

Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander lieben sollt.
Wie ich euch geliebt habe, so sollt ihr einander lieben.

 

Den Verrat, die Verleugnung und den Tod vor Augen. Doch nicht die eigenen Sorgen, nur die Gemeinschaft zählt. Durch die Fußwaschung wird den Jüngern und uns seine grenzenlose Liebe zu Teil. Er, der Herr und Meister, wird zum Diener. Reinigt uns von unseren Fehlern.

Erniedrigung.

Demut.

Liebe bis zur Vollendung.

Tut dies zu meinem Gedächtnis!

Die Auslieferung, die Qualen und das Kreuz vor Augen. Doch kein Davonrennen, nur die Liebe zählt. Durch das gemeinsame Mahl wird den Jüngern und uns seine bedingungslose Liebe zu Teil. Sein Leib und sein Blut in Brot und Wein. Besiegelung des Neuen Bundes.

Hingabe.

Gegenwärtig.

Liebe bis zur Vollendung.

Tut dies zu meinem Gedächtnis!

Gründonnerstag – ein Tag, der Liebe und Gemeinschaft in den Mittelpunkt stellt. Auch wenn vielleicht am nächsten Tag schon wieder Zwietracht und Verleugnung die Herrschaft übernehmen, sollen wir uns im Gedenken an sein Vorbild immer wieder der Liebe besinnen.

Liebhaben von Mensch zu Mensch: das ist vielleicht das Schwerste, was uns aufgegeben ist, das Äußerste, die letzte Probe und Prüfung, die Arbeit, für die alle andere Arbeit nur Vorbereitung ist (R.M. Rilke).

Gemeinschaft im Sinne Jesu ist weit mehr als nur eine gewohnheitsmäßige Gemeinsamkeit. Und wirklicher Zusammenhalt mehr als nur scheinbare Toleranz.

In einer Gemeinschaft wie in unserer Seelsorgeeinheit braucht es Respekt vor dem Anderssein, Offenheit gegenüber Neuem, die Infragestellung des Gewohnten und vor allem Konfliktfähigkeit.

Wir befinden uns in einer verrückten, unsicheren Zeit. Auch eine weitere Veränderung steht in unserer Seelsorgeeinheit an. Ich wünsche uns, dass wir mit Gottes Hilfe den schon eingeschlagenen guten Weg zur Gemeinschaft weiterbeschreiten. Versuchen wir den Veränderungen offen gegenüberzustehen und Konflikten mit Respekt und Geduld zu begegnen.

Was kann dazu mein ganz persönlicher Beitrag sein?

Tut dies zu meinem Gedächtnis!

Isabella Tepsic, Jugendreferentin

Karfreitag

Der Karfreitag stellt uns vor fünf Fragen, die wir uns als Jüngerinnen und Jünger Jesu stellen sollten, und auf die wir selbst eine Antwort finden müssen.

Judas küsst Jesus.

1. Frage – Warum verrätst du mich?
Wie drücken wir unsere Liebe aus? Wie unsere Abneigung?

Petrus verleugnet Jesus.

2. Frage– Warum verleugnest du mich?
Wie oft verleugnen wir unsere Lieben und unsere Freunde?

Der Wächter schlägt Jesus ins Gesicht.

3. Frage – Warum schlägst du mich?
Wie stark und wie oft schlagen wir mit unseren Worten, unseren Taten und Gedanken in das Gesicht unserer Liebsten, unserer Mitmenschen?

Pilatus lässt Barabbas frei, einen berüchtigten Verbrecher, und verurteilt Jesus, den Herrn des Lebens.

4. Frage–  Warum verurteilst du mich?
Kannst du andere ohne zu urteilen sehen, ihnen begegnen, sie lieben …?

Joseph von Arimathäa und Nikodemus, die heimlich an Jesus glaubten, kamen aus ihrer Verborgenheit heraus, kümmerten sich um den Leichnam Jesu und halfen, ihn zu begraben.

5. Frage– Warum glaubst du noch nicht?
Welche Liebe und wieviel Segen hast du schon empfangen, und trotzdem verstehst du Jesus nicht?

Warum bin ich als Christ/in immer noch jemand, der Jesus verrät, leugnet, schlägt, verurteilt und bekämpft?

Sein Wort sagt uns heute: “Ich bin es“ (Johannes 18,8), den ihr sucht.

Benedict Wilson, Pfarrvikar

Karsamstag

Feier der Osternacht

1. Durch das Dunkel hindurch scheint der Himmel hell.
Durch das Dunkel hindurch scheint der Himmel hell.
so hell soll auch die Erde sein,
steht auf, steht auf, steht auf,
so hell soll auch die Erde sein, steht auf!

2. Durch das Dunkel hindurch dringt ein neues Wort.
Durch das Dunkel hindurch dringt ein neues Wort.
Das Wort wird uns zur Zuversicht,
steht auf, steht auf, steht auf,
das Wort wird uns zur Zuversicht, steht auf!

3. Durch das Dunkel hindurch führt ein neuer Weg.
Durch das Dunkel hindurch führt ein neuer Weg.
Der Weg wird unsre Zukunft sein,
steht auf, steht auf, steht auf,
der Weg wird unsere Zukunft sein, steht auf!

4. Durch das Dunkel hindurch stärkt ein Bissen Brot.
Durch das Dunkel hindurch stärkt ein Bissen Brot.
Das Brot soll unser Zeichen sein,
steht auf, steht auf, steht auf,
das Brot soll unser Zeichen sein, steht auf!

Text: Hans-Jürgen Netz, Melodie: Christoph Lehmann

Die Auferstehung, ein fernes Geschehen.
Die Auferstehung Jesu ist lange vergangen,
die eigene hoffentlich noch in ferner Zukunft,
die kommende in gelegentlich angezweifelter Glaubensgewissheit.
Doch Auferstehung will gegenwärtig sein.
In der Erfahrung der erhellten Nacht.
In den Auferstehungsbotschaften der biblischen Lesungen.
In der Neuschöpfung der Taufe,
dass ich durch und in Jesus Christus ein anderer Mensch werde.
Im Frieden der Vergebung.
In der Wirklichkeit des Neuanfangs.
Auferstehung ist nicht fern und nicht vergangen.
Auferstehung ist nah und gegenwärtig.
In dir und für dich.

aus: Dorothee Sandherr-Klemp und Susanne Sandherr (Hrsg.), Butzon & Bercker: Messbuch 2020, Lesejahr A, S.325

Ich, Du, Wir, die Gesellschaft, das Land, ja die ganze Welt erleben jetzt,
und werden auch nach dem Corona-Virus,
jede Menge Auferstehungen erleben.
Nämlich die Auferstehung von tot geglaubten Tugenden und Werten – in der Hoffnung, dass sie nicht wieder vergessen werden.

Michael Keicher, Gemeindereferent

Ostersonntag

Da fällt mir ein Stein vom Herzen!

Am Ende ist das Ende nicht das Ende.

Am Ende hält das Ende alle Türen offen.

Am Ende sind die Gräber leer.

Am Ende lässt das Ende auf den Anfang hoffen.[1]

Da fällt mir ein Stein vom Herzen!

…denn ER ist auferstanden, wie er gesagt hat.

Halleluja!

Was belastet mich zurzeit persönlich?

Wovon möchte ich mich befreien

und aus der Osterhoffnung heraus einen neuen Anfang wagen?

Was ist der Stein, den ich von meinem Herzen wegrollen mag?

Da fällt mir ein Stein vom Herzen!

…denn ER ist auferstanden, wie er gesagt hat.

Halleluja!

Die Hoffnung der Auferstehung bekommt 2020 eine ungewöhnlich große, nie dagewesene Bedeutung. Wir befinden uns in einer von Angst und Unsicherheit geprägten Phase, werden aber hoffentlich, wenn Corona, Krankheit und Tod vorbei sein werden, mit Hoffnung und Kraft einen Neustart wagen – nicht mit dem Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern mit den ungesäuerten Broten der Aufrichtigkeit und Wahrheit (1 Kor 5, 8).

Ich wünsche uns in diesem Sinne ein hoffnungsvolles Osterfest und einen baldigen Neubeginn;
mit mehr Sorgfalt für Gottes Schöpfung;
mehr Wertschätzung für unsere Lieben und unsere Weltgemeinschaft;
mehr Dankbarkeit, für das, was Gott uns zur Verfügung gestellt hat;
und schließlich wieder mehr Tiefgang im Glauben.

[1] Neues Geistliches Lied von Stephanie Dormann, 2017

Isabella Tepsic, Jugendreferentin

Ostermontag

Der unerkannte Wegbegleiter

Eines Nachts hatte ein Mann einen Traum. Er träumte, er würde mit dem Herrn am Strand entlanggehen. Über den Himmel blitzten Szenen aus seinem Leben. Für jede Szene bemerkte er zwei Fußabdrücke im Sand: Einer gehört ihm und der andere dem Herrn. Als die letzte Szene seines Lebens vor ihm aufblitzte, schaute er zurück auf die Fußspuren im Sand. Da bemerkte er, dass es oft auf dem Weg seines Lebens nur einen Fußabdruck gab. Er bemerkte auch, dass dies gerade zu den schwierigsten und traurigsten Zeiten in seinem Leben so war. Das störte ihn wirklich und er befragte den Herrn darüber. „Herr, du hast mir gesagt, als ich mich entschied, dir zu folgen, Du würdest den ganzen Weg mit mir gehen. Aber ich habe bemerkt, dass es in den schwierigsten Zeiten meines Lebens nur einen Satz Fußabdrücke gibt. Ich verstehe nicht, warum du mich verlassen hast, als ich dich am meisten brauchte.” Der Herr antwortete: „Mein kostbares, kostbares Kind! Ich liebe dich und ich werde dich niemals verlassen. Während deinen Zeiten der Prüfung und des Leidens, als du nur einen Fußabdruck im Sand gesehen hast, habe ich dich getragen.”

Margaret Fishback Powers

Bist auch du unterwegs wie die Jünger nach Emmaus?

Niedergedrückt von deinem Leiden, von Traurigkeit, Enttäuschungen, Dunkelheit des Herzens und zerschlagenen Lebenshoffnungen?

Er kommt als ein „Dritter“ hinzu:
Er geht mit uns, wohin unser Weg auch führt.
Er geht mit uns, wenn wir Freude und Glück erleben.
Er geht mit uns, wenn wir traurig sind oder Angst haben.
Er begleitet uns, wenn wir durch einen hellen Tag gehen.
Er begleitet uns, wenn wir durch eine dunkle Nacht gehen.
Er hört zu, fragt nach, fühlt sich in uns ein, spürt, wie verschlossen wir sind.
Beim Brotbrechen“ werden wir mit dem Dritten eins:
Augen werden geöffnet, Herzen brennen, eine neue Richtung wird eingeschlagen, Freude kommt auf.
Er sagt uns heute: In deinen Emmaus-Weg bist du nicht allein. „Ich bin bei euch alle Tage, bis zum Ende der Welt.“ (Mt 28,20)
Der Auferstandene beendet das Emmaus-Mahl mit einer Sendung, mit einem Bekenntnis, mit einem Zeugnis, mit dem Auftrag zum Weitersagen und Weitergeben der eigenen Glaubenserfahrungen. Wovon das Herz voll ist, davon läuft der Mund bekanntlich über. „Wir können unmöglich schweigen von dem, was wir gesehen und gehört haben.“ (Apg 4,20)

Er ist immer bei uns und mit uns unterwegs.

Benedict Wilson, Pfarrvikar