10. Station (Renate Dülberg)

Jesus wird seiner Kleider beraubt

Dann nagelten sie Jesus an das Kreuz. Um seine Kleider warfen sie das Los und verteilten sie unter sich.

Matthäus 27,35 (Übersetzung: Albert Kammermayer) 

Bildbetrachtung

Entblößung, Einsamkeit, Nacktheit. Das große Ungewisse, was auf Jesus zukommt. Aber hinter der Ungewissheit steht meine Sehnsucht nach Gott.

Eine große Hand greift nach den Kleidern, die Jesus bedecken. Die Soldaten bereiten einen Verurteilten auf seinen Kreuzestod vor. Routine. Sobald Jesus am Kreuz hängt, werden sie die Stoffe unter sich aufteilen. Das Beste seiner Gewänder werden sie nicht zerschneiden, weil es aus einem Stück gewebt ist. Sie werden darum würfeln.

Schicht für Schicht wird Jesus schutzloser.
Schicht für Schicht wird Jesus dünnhäutiger.
Schicht für Schicht wird er bloß und nackt.
Eine große Hand greift nach dem Leben.
Schicht für Schicht wird es schutzloser.
Schicht für Schicht wird es dünnhäutiger.

Schicht für Schicht wird die Welt schutzloser,
mit jeder Waffe, die den Besitzer wechselt.
Schicht für Schicht wird die Welt dünnhäutiger,
mit jedem Schusswechsel, in der Wüste oder in einem Supermarkt.
Schicht für Schicht liegt die Welt bloß und nackt,
offen liegt sie da in den Worten,
mit denen Menschen einander verletzen,
in Parlamenten und auf Bühnen,
auf der Straße und in Schulen,
in Familien und vor Gericht.

Gebet

Gott, du Mitfühlende, du Barmherziger,
dein Sohn geht den Weg ans Kreuz.
Wir finden ihn mitten unter denen,
die schutzlos und ohne Heimat sind!
Wir wollen ihn überall da treffen,
wo Menschen ihre Würde genommen wird.

Amen.

Liedimpuls

Udo Lindenberg – Durch die schweren Zeiten

Abschluss

Lassen Sie zum Abschluss ihren Gedanken freien Lauf und legen Sie sie in den Taizé-Gesang “Mein Hoffnung und meine Freude”. Hören Sie ihn sich an, singen Sie ihn alleine oder in Begleitung des Videos.

Meine Hoffnung und meine Freude, / meine Stärke, mein Licht. / Christus meine Zuversicht, / auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht, / auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht.

T: Taizé nach Jesaja 12,2, M+S: Jacques Berthier (1923-1994), Gesang aus Taizé

Quelle und Herausgeber des Kreuzweges: Bischöfliches Hilfswerk Misereor e.V.